Sinnvolle Innovationen: Zwischen Technologie, Business und menschlichem Kontext

Sinnvolle Innovationen

Sinnvolle Innovationen entstehen zwischen Technologie, Business und dem menschlichen Kontext. Sie reduzieren die Komplexität unserer Welt und lösen Probleme. Ihnen jedoch auf die Spur zu kommen ist gar nicht so einfach, denn das Suchfeld ist chaotisch und multidimensional. Hier Einfachheit herzustellen und das Wichtige vom Unwichtigen zu trennen ist Aufgabe und Ergebnis guten Designs.

 

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Sinnvolle Innovationen reduzieren Komplexität

Aus der Designperspektive haben sinnvolle Innovationen vor allem eins gemein: Sie vereinfachen unser Leben. Sie reduzieren Komplexität auf ein überschaubares Maß und eine nachvollziehbare Ordnung. Designmethoden helfen dabei, Einfachheit herzustellen und das Wichtige vom Unwichtigen zu trennen. Wir können sie anwenden, um die Komplexität auf ein für den Menschen verarbeitbares Maß zu reduzieren.

Diese Reduktion zu erreichen, das ist allerdings um einiges leichter gesagt als getan. Denn zwischen komplizierter Technologie, ökonomischen Rahmenbedingungen sowie dem Kontext der Menschen – den Nutzern von Innovationen – entstehen chaotische Anforderungen, die in abgrenzbare, neu geordnete Systeme überführt werden müssen. Unsere Arbeit als Designer ist es, das unübersichtlichen Chaos aus Erwartungen, Anforderungen und Abläufen nach Mustern abzusuchen, die dessen Reduktion ermöglichen. Das Ergebnis kreativer Arbeit liegt hier im Erkennen, nicht im Hinzufügen. Gutes Design reduziert die Komplexität unserer Welt. Es ordnet, es fasst zusammen und es schafft so Innovationen, die das Chaos erträglicher machen.

Iconstorm Meaningful Innovation
Sinnvolle Innovation findet sich im Suchfeld des White Spot zwischen Technologie, Business und Nutzerzentrierung.

Zwischen den Dimensionen Technologie, Business und dem menschlichen Kontext nach Innovation zu suchen ist durch diese chaotischen Anforderungen Schwerstarbeit. Aber gleichzeitig befindet sich nur hier das Suchfeld für wirklich sinnvolle Innovationen, die allen Beteiligten einen langfristigen Nutzen bringen.

Denn sinnvolle Innovationen sollen am Ende auf allen Ebenen wirken:

  • der technologischen, die auf sinnvollen und nachhaltigen Technologieeinsatz zielt;
  • der menschlichen, auf der Wünsche und Probleme der Nutzer identifiziert und langfristig erfüllt bzw. gelöst werden
  • und schließlich der Business-Ebene, auf der passende Geschäftsmodelle die Ideen von Unternehmen auch wirtschaftlich erfolgreich machen.

Dieser allseitige Nutzen ist es, der am Ende durch die Reduktion komplexer Probleme den Sinn stiftet.

Während oft Technologie und Business intensiv in den Überlegungen auftauchen, steht der Mensch nur als Kunde am Ende des Innovationsversuchs.
Felix Guder

Der menschliche Kontext: Vom komplizierten zum komplexen Innovationsprozess

Innovation zwischen Business und Technologie

Bis heute entstehen Innovationen in der Wirtschaft häufig auf einer Achse zwischen ökonomischem Kalkül und dem Faktor Technologie als Treiber. Aus den Prozessen begründet finden die Dimensionen Business und Technologie schnell zueinandern: Denn sie koexistieren in den meisten Unternehmen bereits. Innovationsprozesse werden getrieben von technologischen Neuerungen, die dann vermarktet werden, oder umgekehrt stoßen Entscheider aufgrund wirtschaftlicher Überlegungen Innovationsbemühungen an.

Oft betrachtet der Innovationsbegriff damit vor allen Dingen eine technologische Machbarkeit und die Markt- oder allgemeine Durchsetzungsfähigkeit von Neuheiten. Während oft Technologie und Business intensiv in den Überlegungen auftauchen, steht der Mensch nur als Kunde am Ende des Innovationsversuchs.

 

Innovation und menschlicher Kontext: Von kompliziert zu komplex

Von sinnvoller Innovation können wir jedoch erst dann sprechen, wenn der menschliche Kontext in den Blickpunkt gerät; wenn wir den Menschen mit seinen Bedürfnissen, Verhaltensweisen und Einstellungen – eben nicht nur als Konsument – neben Technologie und Business zu einer gleichberechtigten Dimension im Innovationsprozess machen. Da nur der Mensch den Dingen einen „Sinn“ zusprechen kann, ist Sinnstiftung auch nur durch seine Hinzunahme möglich.

In der Wirtschaft beobachten wir den Erfolg dieser Herangehensweise heute allenthalben. Das zeigen zahlreiche Unternehmen, die den Nutzer in den Mittelpunkt ihres Geschäfts gestellt sowie Nutzerzentrierung zu einem geflügelten Wort gemacht haben. Dabei ist die Konzentration auf den Nutzer jedoch bei weitem kein neues Erfolgsrezept und lohnt sich für Unternehmen aller Branchen.

Die Herausforderung ist dabei folgende: Schon die Innovation mit Technologie und Geschäftsmodellen ist kompliziert; aber wenn der Faktor Mensch dazukommt, dann wird es komplex. Aus komplizierten Anforderungen zwischen Business und Technologie werden komplexe Problemstellungen, an die man sich mit neuen Denk- und Arbeitsweisen heranwagen muss. Die Komplexität rührt daher, dass die Dimensionen Wirtschaft und Technologie in diesem Kontext nicht verschwinden, sondern im Gegenteil mit dem Menschen interagieren. Es geht dann nicht mehr „nur“ um Fragen der Machbarkeit oder Marktfähigkeit, sondern auch um Verständnis, Nutzen, Akzeptanz sowie um persönliche Fähigkeiten und Erwartungen.

Das Denken über Innovation auf den Menschen auszurichten bedeutet demnach, sich neue Fragen zu stellen. Wie wird die Nutzung des Produkts das Leben von Menschen beeinflussen? Werden mit einem Produkt nur vermeintliche Bedürfnisse befriedigt oder werden echte Wünsche von Menschen adressiert und ihre Situation langfristig verbessert?

Fragestellungen die sich durch den menschlichen Kontext ergeben

Kontext

Bedürfnisse von Menschen ändern sich über Zeit, Kontext, Lebenssituation und auch mit dem technologischen Wandel. Wie nähern wir uns dem Kontext des einzelnen Menschen und wie kann er berücksichtigt werden?

Wechselwirkungen

Nicht alle Menschen (und damit Nutzer) sind gleich. Wie bekommt man ihre Wünsche und Bedürfnisse sowie die Eigenarten verschiedener Nutzertypen unter einen Hut? Wie gehen wir mit der Komplexität um, die aus ihrer Interaktion entsteht?

Gehirn

Das menschliche Gehirn, das Einordnen von Informationen, Treffen von Entscheidungen und Formieren von Wünschen und Zielen funktioniert oft irrational. Wie finden wir die wahren Bedürfnisse der Nutzer eigentlich heraus?

Die Komplexität, die aus diesen vielschichtigen Fragestellungen erwächst, ist dabei kein Hemmnis: Im Gegenteil eröffnet sie einen neuen Möglichkeitsraum. Denn, wenn wir uns dem Chaos stellen, Schmerzpunkte und Probleme identifizieren, ergeben sich automatisch neue Fragestellungen und es entstehen neue Ideen.

 

Beispiel Automobil: Vom Komplexitätskiller zum Komplexitätstreiber

Innovationen zeichnen sich dadurch aus, dass sie das Verhalten extrem vieler Menschen verändern. Das tun sie, indem sie deren Alltag vereinfachen. Nehmen wir zum Beispiel das Automobil: Es hat als Beförderungsmittel auf einen Schlag mehrere Mobilitätsprobleme der Menschen gelöst und ein neues Gefühl der Freiheit erzeugt.

VW Käfer als Symbol der Freiheit
Der Käfer – Automobil für alle und seinerzeit Symbol der Freiheit.
Bild: Bundesarchiv, Bild 146II-732 / Unknown / CC-BY-SA 3.0 [CC BY-SA 3.0 de], via Wikimedia Commons

Zwar gab es auch vorher schon Pferdekutschen, aber das Auto ist schneller und macht auch Tagesausflüge in entfernte Städte möglich; es ist einfacher zu handhaben und ein bequemeres Beförderungsmittel und man kann es leichter zu Hause „parken“ als ein Pferd, das zudem mehr Futter benötigt und schlechter zu steuern ist. Grundsätzlich macht es das Auto denkbar einfach, Dinge zu transportieren, zu reisen (auch spontan und mit Familie) oder an einem entfernten Ort zu arbeiten. Kein Wunder, dass so viele Menschen diesen Komplexitätskiller in ihr Leben integrierten.

Am Auto sieht man sehr gut, wie Technologie, Business und menschlicher Kontext Wechselwirkungen entfalten. Dabei ist das menschliche Verhalten der Motor der Innovation, die sich in diesem Fall gesamtgesellschaftlich verbreitete. Um das Auto entstanden neue Gewohnheiten und Wirtschaftszweige, zum Beispiel Personenbeförderung, Warenversandt, Motorsport, Werkstätten, Berufspendeln, Inlandsurlaub, Tankstellen oder Gebrauchtwagenhandel, um nur einige zu nennen. Es hat unser Arbeits- und Privatleben in einer Weise nachhaltig verändert, wie es sich seine Erfinder nicht erträumen konnten.

The car has always been more than a means to get from A to B. It is and remains also a personal Declaration of Independence.
Dieter Zetsche, Vorstandsvorsitzender Daimler AG

Doch genau durch diese ubiquitäre Nutzung ist die extrem sinnvolle Erfindung heute zum Problem mutiert. Da so viele Menschen das Auto nutzen erzeugt es Verkehr – und Verkehr wird für uns zu einer komplexen Aufgabe. Nicht nur benötigt er Strukturen wie ein Verkehrsnetz und dessen Abdeckung mit Tankstellen, erzeugt Stau oder Parkplatzknappheit. Auch konfrontiert der Verkehr die individuelle Freiheit plötzlich mit dem gesellschaftlich notwendigen Wunsch nach Verantwortung, erzeugt Umwelt- und Ressourcenprobleme sowie ökonomische Abhängigkeiten.

Damit führte das Auto zunächst zwar für den Einzelnen zu einer Komplexitätsreduktion – doch durch die aus menschlicher Interaktion erwachsenden Konsequenzen schafft es heute neue Komplexität auf individueller und gesellschaftlicher Ebene. Paradoxerweise hemmt es so heute das Freiheitsgefühl, das es ursprünglich erzeugte. Doch die Fragen, durch die seine Erfinder das hätten vorhersehen können, wurden bei der Entwicklung des Autos gar nicht gestellt. Hier stand hauptsächlich die Technologie im Fokus.

 

Sinnstiftung ist Design-Aufgabe

Die Aufgabe von zukünftigen Innovationen muss es nun sein, diese komplexe Realität wieder zu vereinfachen. Bei diesem Unterfangen müssen wir darauf achten, die richtigen Fragen zu stellen, um weitere unintendierte Effekte zu minimieren. Die Herausforderung liegt darin zu ergründen, welche zukünftigen Auswirkungen weitere Innovationen haben bzw. welche Wirkung sie auf die Welt entfalten werden.

Die Zukunft der Mobilität ist dafür nur ein Beispiel – denn diese Fragen müssen wir uns bei jedem Innovationsvorhaben stellen. Dass das nicht einfach ist, haben wir nun gesehen, denn das Zusammenspiel von Technologie, Wirtschaft und menschlichem Kontext schafft über die Zeit immer wieder neue Zusammenhänge. Herauszufinden, was nachhaltig Sinn stiften kann, das ist eine Design-Aufgabe. Die Suche nach Antworten wird hier buchstäblich zur Verantwortung.

Autor

Bild: Felix Guder, Gründer und Geschäftsführer von Iconstorm

Anschauen, Hinterfragen, Verbessern, Erproben: Felix Guder ist als Iconstorms Geschäftsführer ständiger Antreiber bei der Entwicklung unseres Strategic-Design-Ansatzes. Und als überzeugter Praktiker trägt er unsere Ideen zu unseren Kunden und Partnern.

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