future tools now – Restart: Post-COVID im Rückblick
Christoph Erle
Restart: Post-COVID zwischen Frankfurt, Singapur und Tokyo
Wie können wir die Probleme einer noch ungewissen Zukunft lösen? Wie machen wir uns bereit für das Unvorhergesehene und wie gehen wir um mit Mehrdeutigkeit und Unsicherheit? Dem Thema „Future Tools“ widmeten wir uns schon beim World Usability Day 2019. Basierend auf den dort diskutierten Ideen haben wir nun mit future tools now eine Plattform ins Leben gerufen, um die besten Werkzeuge zum Schaffen wünschenswerter Zukünfte zu erarbeiten. Unter ihrem Schirm werden wir langfristig verschiedene Veranstaltungsformate vorantreiben, um branchenübergreifend Vernetzung und Austausch zu diesen Fragen voranzubringen. Wie relevant der Umgang mit Ungewissheit heute ist, macht nicht zuletzt die aktuelle COVID-19 Pandemie uns allen deutlich, indem sie in unserem Alltag Verhaltensänderungen forciert und dabei lange gewachsene Lebensentwürfe und Geschäftsstrategien aushebelt. Die Frage, wie es während oder nach der Krise weitergehen soll, beschäftigt nicht nur die Designbranche und entsprechend stand das Treffen unter dem Titel „Restart: Post-Covid“. 90 Teilnehmer aus über 10 Nationen überlegten gemeinsam, welche Rolle Design dabei spielen kann, die Herausforderungen zu meistern.
Meta-Skills, Designmethoden und die Rolle der Designbranche
Drei wichtige Erkenntnisse für die Zukunft
1. Wir brauchen Meta-Skills, die Lernen in unseren Alltag integrieren
Nav Qirti (Ideactio) und Tim Heiler (Iconstorm) machten in ihrem Talk deutlich, dass es in Zukunft immer wichtiger wird, Fähigkeiten zum Umgang mit dem Ungewissen zu entwickeln. Lange geprobte Strategien und vermeintliche Best Practices alleine sind oft pfadabhängig und nicht flexibel genug, um auf Unvorhergesehenes zu reagieren. Zu diesen Meta-Skills gehören unter anderem Neugier und die Fähigkeit, Dinge gezielt aus neuen Perspektiven zu betrachten, sie kritisch zu beurteilen sowie der Mut, aufgrund dieses Urteils auch mit anderen entsprechend zu handeln. Da Resultate nicht immer vorhersehbar sind müssen auch Versuch und Scheitern als Teil der Normalität betrachtet werden. Designer können hier andere gut unterstützen, denn diese Fähigkeiten sind Teil ihrer täglichen Arbeit.
2. Designmethoden machen auch Zukunft begreif- und wahrnehmbar
Mit den richtigen Tools machen wir es Menschen möglich, außerhalb ihrer üblichen Horizonte zu denken und neue Möglichkeiten zu ergründen. Damit können wir auch mögliche Zukünfte vermitteln und wir können konkrete Ideen, Artefakte und Prototypen entwickeln, die Zukunft nicht nur veranschaulichen, sondern wortwörtlich begreifbar machen. Einblicke in das Projekt #NewNormals des Teams von Designit Tokyo zum Leben nach der COVID-19 Pandemie haben ganz praktisch gezeigt, wie das funktionieren kann. (Mehr dazu sehen Sie unter anderem unten im Video zur Veranstaltung.)
3. Beim Umgang mit Unsicherheit spielt die Designbranche eine besondere Rolle
Die Rolle und Verantwortung von Designern wird es in der Zukunft sein, andere beim Umgang mit Unsicherheit zu unterstützen. Mit unseren Kompetenzen sind wir in der Lage, das Denken und die Arbeit mit Unbekanntem zu strukturieren und einen besseren Umgang mit Komplexität zu ermöglichen. Damit haben wir bereits die Fähigkeit, um auch mit vieldeutigen Realitäten umzugehen, mögliche und wünschenswerte Zukünfte zu imaginieren und schließlich darauf hinzuarbeiten. Dieses Skillset müssen wir in einen Werkzeugkasten übersetzen, der auch anderen dabei hilft, die Meta-Fähigkeiten zum Umgang mit Ungewissheit zu entwickeln.
Restart: Post-Covid als Video
Talks der Restart: Post-Covid in voller Länge. Das gesamte Programm zur Veranstaltung finden Sie auf eventbrite zum Nachlesen.
Fazit und Ausblick
Das erste future tools now hat ein weiteres Mal deutlich gemacht, dass die Rolle von Design wichtiger und damit die Verantwortung größer wird. Die aktuelle Pandemie zeigt uns, wie in jeder Krise neue Verhaltensweisen, Schmerzpunkte und Bedürfnisse entstehen – und damit auch Chancen, diese zu adressieren. Unsere Rolle ist es dabei nicht nur, diese gestalterische Aufgabe anzunehmen, sondern auch, andere zu befähigen, es ebenfalls zu tun. Denn Design hilft dabei, ganz anders mit der Zukunft umzugehen, ob als Individuum oder Organisation. Es ist daher unser Ziel, möglichst vielen Menschen die Werkzeuge an die Hand zu geben, mit denen sie selbst produktiv werden und wünschenswerte Zukünfte mit gestalten.