Rückblick: World Usability Day Frankfurt 2020 zum Thema "Designing Programmes"
Designing Programmes – Rückblick auf den World Usability Day 2020
Designing Programmes im heimischen Wohnzimmer
Designer*innen sind heute fest in alle Phasen der Produktentwicklung integriert und mit Aufgaben betraut, die weit über die Gestaltung von Äußerlichkeiten hinausgehen. Entsprechend stehen wir als Einzelne und unsere Profession als ganze vor der Frage, was wir in Zukunft darüber hinaus bewirken können. Mit welchen Programmen können wir Lösungen für die komplexen Probleme entwerfen, die sich unserer Welt heute stellen?
Als wir am 12. November wieder zum jährlichen World Usability Day Frankfurt einluden, kamen 150 Expert*innen und Interessierte rund um die Branche zusammen, um diese und ähnliche Fragen zu diskutieren. Zur Abwechslung musste der WUD dieses Jahr online stattfinden und ihr habt uns direkt aus dem eigenen Wohnzimmer besucht.
An dieser Stelle schon einmal ein riesengroßes Dankeschön an Tim Heiler von Iconstorm und David Gilbert von der DB Systel für die Organisation unter erschwerten Bedingungen, an Yara Dobra (Iconstorm) für die charmante Moderation und an Friederike Mast von Yeah Yeah Yoga, die uns mit einer kurzen gemeinsamen Runde voller tiefer Atemzüge auf den Abend einstimmte. Wie immer fassen wir euch die wichtigsten Learnings in einem Blogbeitrag zusammen.
Es geht nicht mehr nur darum, Produkte zu gestalten, sondern darum, die Kontexte dieser Gestaltungsprozesse aktiv zu formen. Tim Heiler
Statt Lösungen für Aufgaben, Programme für Lösungen
Das forderte Karl Gerstner schon im Jahr 1964. In seiner Einführung holte Iconstorm-Geschäftsführer Felix Guder diesen Appell in die Gegenwart: „Heute sind wir von Programmen umgeben, die Lösungen anbieten; aber die Probleme, die es zu lösen gilt, sind viel komplexer, wie beispielsweise die Erderwärmung oder soziale Ungleichheit. Es lohnt sich deshalb, Gerstners Theorie unter neuen Gesichtspunkten zu betrachten und weiterzuentwickeln.“ Tim Heiler, Design Director bei Iconstorm, setzte das Motto des Abends anschließend in den Zusammenhang, der sich als roter Faden durch die Veranstaltung zog: „Es geht nicht mehr nur darum, Produkte zu gestalten, sondern darum, die Kontexte dieser Gestaltungsprozesse aktiv zu formen.“ David Gilbert, der beim WUD-Partner Deutsche Bahn die Technologie in das „Heavy-Metal-Business“ bringt, schickte uns mit einer grundlegenden Frage in den Abend: „Sind wir in der Lage, unsere persönliche, soziale Geschichte frei zu entwickeln – wollen wir Dinge ENT-werfen oder uns einem System UNTER-werfen?“
World Usability Day 2020: Die Talks im Überblick
Und jetzt?
Auf dem WUD Frankfurt 2020 durften wir durch verschiedene Linsen auf eine von Programmen geprägte Welt blicken und stellten uns dabei immer wieder die Frage, wie sich Design in Bezug dazu positionieren kann und will. Christoph Grünberger und Thilo Schwer zeigten, dass Design grundlegenden Prinzipien folgt, die unserer Sinneswelt entspringen. Wenn wir diesen analogen Algorithmus auf digitale Programme anwenden, bietet uns das die Möglichkeit, unsere Lebenswelt in einem größeren Stil zu vereinfachen.
Was Vereinfachung bedeutet, konnten wir an den beiden Praxisbeispielen – Designsystem von Iconstorm und Chatbot der Deutschen Bahn – sehen. Und wenn dann noch KI ins Spiel kommt, wird es so richtig interessant, wie Jennifer Heiers Betrachtungen zur künstlichen Intelligenz gezeigt haben. Unsere Herausforderung wird es in Zukunft sein, trotz aller Automatisierung den Kontakt zu den Grundlagen guten Designs nicht zu verlieren. Und gleichzeitig müssen wir uns mit hochtechnologischen Phänomenen wie KI beschäftigen, um sie im Sinne des Menschen mitzugestalten.
Danke!
Wir bedanken uns bei unseren Referent*innen für die spannenden Impulse und beim gesamten Iconstorm-Team, das vor und hinter der Kamera dazu beigetragen hat, den ersten digitalen WUD in die Tat umzusetzen. Unserem Partner DB Systel danken wir für die wunderbare Zusammenarbeit und dem Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung für die finanzielle Förderung. Und nicht zuletzt geht unser Dank an euch. Dieses Jahr habt ihr euch aus den unterschiedlichsten Orten, teilweise weit weg von Frankfurt, zugeschaltet. Insofern hatte ein Event im Online-Format durchaus seine Vorteile.