Design System Metrics: Workshop auf der Into Design Systems Conference

Design System Metrics: Erfolg messbar machen

In diesem Artikel: Diese Herausforderung kennt ihr vielleicht: Man führt mühevoll ein Design System ein und rollt es über das Unternehmen aus. Und dann ist es relativ unklar, wie erfolgreich dessen Einführung eigentlich ist. Wieviele Teams nutzen es? Nutzen sie es richtig? Wie kann man den Erfolg von einem Design System messbar machen? Mit diesen Fragen beschäftigten sich Tim Heiler und Arturo Castillo Delgado aus dem Iconstorm Team auf der Into Design Systems Conference. Die Ergebnisse des interaktiven Workshops haben wir euch hier zusammengefasst.

Design System: Jobs, Pains und viele Stakeholder

Ein System, viele Stakeholder

Sicherlich bringt ein Design System viele Vorteile: Es schafft Markenkonsistenz über die Touchpoints des Unternehmens hinweg, schafft in komplexen Entwicklungslandschaften eine bessere Zusammenarbeit und erleichtert Teams die Arbeit mit Marke und führt zu Effizienzsteigerungen, qualitativ besserer Arbeit, reduzierter Fehlerhäufigkeit und mehr. Rein theoretisch sind diese positiven Effekte evident – aber die Praxis ist natürlich etwas komplizierter.

Denn in einem Unternehmen gibt es unterschiedliche Stakeholder, für die ein Design System auch aus unterschiedlichen Blickwinkeln wichtig ist. Erfolg ist demnach also vermeintlich Ansichtssache. Wie man die Anforderungen, deren Erfüllung das System unterstützt, aus diesen Blickwinkeln aufschlüsseln könnte und welche Messzahlen man nutzen könnte, um darauf basierend „Erfolg“ auszuwerten und kommunizieren, war Gegenstand des Workshops.

Bild: Vorbereitung auf den Into Design Systems Workshop
Getting ready. Entspannte Vorbereitung auf unseren Online-Workshop. Mehr zur Konferenz findet ihr unter anderem hier.

 

Der Workshop: Design als Plattform für Dialog

Wichtige Frage auf einer Konferenz ist oft, wie man Beiträge für alle interessant gestaltet. Mit einer Gruppe von fast 100 Menschen aus Entwicklung und Design über ein Thema zu sprechen, das Fachwissen erfordert, braucht also eine entsprechende Plattform. Zu diesem Zweck wählten Tim und Arturo einen Zugang zum Thema über bekannte Designmethoden: Die Teilnehmer:innen tauchten anhand von Personas und User Stories in das Themengebiet ein und wagten sich damit forschend und spielerisch auf für sie teils unbekanntes Terrain vor. Die bekannten Formate schafften dabei eine Struktur für das gemeinsame Gespräch und unterstützten im Online Setting durch visuelle Hilfen die tiefere Auseinandersetzung mit dem Thema.

 

Der Fall: Design System für Bank- und Versicherungsbranche

Zur Gesprächsgrundlage brachten unsere Designer ein fiktives Fallbeispiel mit: Ein Unternehmens aus dem kundenorientierten Bank- und Versicherungssegment, das in einem umkämpften Markt zu einer ständigen Weiterentwicklung seiner Marke gezwungen war. Diese umfasste länderspezifisch lokalisierte Submarken, die zudem jeweils über diverse Touchpoints wie Mobile Apps, Flagship Stores, Web und weitere gespielt wurden. Selbstverständlich legte unser Unternehmen dabei Wert auf eine exzellente Customer Experience – und führte aus all diesen Gründen ein Design System ein. Ziel war es nun, unter anderem, den Erfolg dessen Einführung und Nutzung zu monitoren.

Im Sinne des Gedankenexperiments bereiteten Tim und Arturo vier Personas vor, die im Unternehmen als Stakeholder ein direktes Interesse an einem funktionierenden Design System haben. Da wir uns in einem Zoom Call trafen, organisierten sie vier Breakout Sessions, in denen jeweilsein Team im kurzen Brainstorming jeweils die wichtigsten Ziele, Wünsche und Schmerzpunkte einer Persona untersuchte. Die identifizierten Ideen wurden lose geclustert und bewertet. Die drei wichtigsten wurden dann in der großen Gruppe vorgestellt und in einer zweiten Session trafen sich die Teams erneut, um über passende Messzahlen dafür beraten. Zur Kollaboration nutzen wir ein Miro-Board, dessen Bedienung Tim und Arturo den Teilnehmer:innen vorher kurz erklärten.

 

Die Personas: Zum selbst Probieren

Überlegt euch, wie die Personas aufgrund ihrer Funktionen auf Unternehmen und Design System blicken. Was ist ihnen wichtig? Und wie könnte man das messen?

Bild: Lina, die CTO Persona von unserem Into Design Systems Workshop
Lina, CTO
Key Quotes:
„I’m working to align technical efforts in 7 EU countries”
„The DS is paid for from my budget.”
“Good UX means less customer support cost.”

Bild: Sibel, die Head of Brand Persona von unserem Into Design Systems Workshop
Sibel, Head of Brand
Key Quotes:
“I really need designers to be compliant to CI.”
“Sometimes, I have to halt product teams entirely.”
“Design is also ads, brochures and shops, not only UI.”

Bild: Raphaël, die Head of Product Persona von unserem Into Design Systems Workshop
Raphaël, Head of Product
Key Quotes:
“Time to market gives us competitive advantage.”
“We want to ship features quickly and continuously.”
“Design is what we do, not how it looks.”

Bild: Himal, die Technology Lead Persona von unserem Into Design Systems Workshop
Himal, Technology Lead
Key Quotes:
“Designers are wasting my best people’s time on details.”
“We have 18 different products for Web, Windows and Android.”
“You don’t just refactor a UI without time and budget.”

Design System Metrics definieren und aufsetzen

Erkenntnisse aus dem Workshop

Während der Sessions kristallisierte sich schnell heraus, dass die verschiedenen Stakeholder je nach Blickwinkel unterschiedliche Schwerpunkte legen würden: Während Raphaël als Head of Product Wert auf stabile Komponenten, Konsistenz über alle Produkte hinweg sowie deren zuverlässige Auslieferung legt, fokussiert sich Sibel als Head of Brand darauf, ob alle Teams das Design System überhaupt und richtig anwenden bzw. ob es flexibel genug ist, um eine Marke über heterogene Touchpoints effizient zu entwickeln. Himal, der Tech Lead, interessiert sich insbesondere für Qualitätssicherung, Entwicklungsgeschwindigkeit und die Zusammenarbeit mit Design, während Lina als CTO insbesondere Prozess- und Kosteneffizienz im Auge hat.

Aufgrund dieser Erkenntnisse, die wir in wenigen Minuten gewinnen konnten, war es dann Aufgabe, die Zielbilder der Personas in Metriken aufzugliedern. Dabei war insbesondere beim Head of Product genug Fachwissen in der Gruppe vorhanden, um bereits Ideen für harte Performance-Indikatoren vorzuschlagen. Aber auch die Gruppen, die etwas mehr Zeit für die Recherche ihres Themas gebraucht hätten, um den Bereich ihrer Persona und die damit verbundenen Prozesse besser zu explorieren, konnten bereits Ergbnisse präsentieren, die eine klare Richtung für weitere Ideen vorzeichneten.

 

Design System: Erfolg messen in der Praxis

Spannend dabei war wieder einmal zu sehen, wie die Arbeit mit Personas auch im Kurzformat bereits trennscharfe Ergebnisse hervorbringen kann. Die Teilnehmer:innen konnten sich im Rahmen der Übung in Stakeholder hineinversetzen. Wir freuen uns in diesem Zusammenhang besonders über die rege Teilnahme aller und das super Feedback, das wir zur Session bekamen. Das lief richtig schön strukturiert, auch mit so vielen Leuten, und auch wir selbst haben einige gute neue Ideen aus dem Workshop gezogen.

Gerade das Thema Metrics schafft im Bezug auf Design Systeme eine Grundlage zur Kommunikation, die über einzelne Teilbereiche (bzw. Silos) eines Unternehmens hinausgeht und eine Basis für übergreifende Integration der Zusammenarbeit bietet. Entsprechend war es ein interessanter thematischer Anker, an den man gut praktisch anknüpfen kann. Wenn ihr selbst für eure Erfolgsmessung also noch Metriken erarbeiten müsst, möchten wir euch dazu ermutigen. Mit Sicherheit geht das in der Praxis sogar noch konkreter, als mittels eines fiktiven Beispiels. Wie ihr dabei vorgeht, hängt natürlich von den Tools, Prozessen und beteiligten Personen in eurem Unternehmen ab; von den Anhaltspunkten für Messgrößen, die ihr gewinnen könnt, und den einsetzbaren Instrumenten, die von digital und automatisiert getrackten Werten bis hin zu standardisierten Befragungen reichen können.

Bild: Aus der Zoom Konferenz
Vielen Dank euch allen für’s Vorbeikommen und Mitmachen. Hat Spaß gemacht!

Zum Einstieg in Design System Metrics

Wir empfehlen eine offene, forschende Haltung, um sich dem Thema anzunähern. Aber eine gute Struktur bieten dabei in jedem Fall die Fragen, die sich auch als Meta-Ebene durch den Workshop zogen. Beantwortet sie euch am besten für euren Fall, um in das Thema einzusteigen:

Wer sind die Stakeholder, die mit unserem Design System in Berührung kommen?

Was sind deren wichtigste Jobs, Ziele, Wünsche, Schmerzpunkte?

Können diese als Variablen bzw. Messgrößen ausgedrückt werden?

Mit welchen Instrumenten könnten wir diese messen?

 

Wir hoffen, ihr konnten etwas Inspiration aus diesem kurzen Einblick in unseren Workshop gewinnen. Er fand im Rahmen der Into Design Systems statt, einer dreitägigen virtuellen Konferenz organisiert von der Design Friends Community. Mittels Zoom und Miro beschäftigten sich über 500 Expert:innen mit so gut wie allen Aspekten rund um Design Systeme und Design Ops. Wir danken an dieser Stelle nochmal herzlich den Veranstalter:innen für die Einladung und freuen uns, dass die Session so viel Anklang gefunden hat. Mehr zum Thema Design Systeme findet ihr hier bei uns auf der Website. Und bei weitergehenden Fragen, schickt gerne eine Mail an Arturo aus unserem Team.